Es war einmal…

 

Es gab eine Zeit vor Google

Als wir damit anfingen, eine Suchmaschine zu programmieren, stand Google zwar gerade in den Startlöchern, war aber noch nicht präsent im Netz. „Googeln“ stand auch noch nicht im Duden. Es gab Lycos, Yahoo, AltaVista, Excite, Fireball und andere.

Phonetik

Da wir uns von anderen abheben wollten, experimentierten wir mit phonetischen Suchalgorithmen, die es ermöglichten, gleichklingende Wörter in anderen Schreibweisen zu finden. Die Recherche nach »Photolabor« ergab Fotolabor. Daher wurde keine exakte Schreibweise bei der Eingabe benötigt. Wesentliche Teile der Rechtschreibreform wurden ebenfalls berücksichtigt. WITCH unterstützte damit das Suchen in »alter« Rechtschreibung und fand Dokumente nach der »neuen«. Tricks wie unterschiedliche Schreibweisen innerhalb der Keywords usw. wurden unnötig.

Katalog

Ergebnisse stammten ausschließlich in unserem Katalog. Dieser generierte sich aus Anmeldungen/Eintragungen von Webseiten. Einen Crawler benutzten wir nur zu Zwecken der Verifizierung und Aktualisierung. So konnten wir auch sicherstellen, dass die Ergebnisse immer auf dem neuesten Stand waren. Nach einem Jahr mussten die Einträge vom jeweiligen Anbieter erneuert werden oder wurden gelöscht.

MetaGer

Die damals größte Metasuchmaschine MetaGer nutzte den Witch-Katalog für Ihre Sammelergebnisse. Mit dem sehr schnellen Datendurchsatz unsere Suchmaschine prädestiniert für solch ein Unterfangen.

Suchrekord

Mit über 313.000 unterschiedlichen IP-Sessions konnte im Mai 2001 erstmals die Grenze von 300.000 pro Monat deutlich überschritten werden. Gleichzeitig verzeichneten wir fast 12 Mio. Datenbankabfragen! Der Tagesrekord wurde am 07.05.01 mit 522.827 Abfragen erreicht.

Kinderporno und andere Widrigkeiten

Witch unterstützte aktiv die Aktion gegen Kinderpornographie im Netz. Suchabfragen wie z.B. »kinder sex« oder »schulmädchen hardcore« etc. wurden unterbunden. Der Nutzer erhielt dann die Ausgabe »unter diesem Begriff können wir Ihnen keine Seiten zur Verfügung stellen«.

Auch wurden die Benutzer gewarnt, dass wir bei Wiederholungen eine Meldung bei den zuständigen Stellen machen werden.

Tatsächlich konnten wir mit Hilfe der Staatsanwaltschaft einen Pädophilen in Österreich dingfest machen. Bei dessen Hausdurchsuchung durch die Polizei wurden massenhaft einschlägige Videos und Fotos gefunden. Der Mann wurde in Haft genommen.

Behindertengerechtes Design

Heute bezeichnet man blindengerechte Seiten als »barrierefrei«. Witch war einer der Vorreiter für diesen Trend und war damit seiner Zeit um Jahre voraus.

Dipl.-Inform. Klaus-Peter Wegge, Leiter des Siemens Accessibility Competence Centers, Mitglied und Internet-Berater im Deutschen Verband der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS/Marburg), stand uns zur Seite bei der Durchführung, Witch blinden- und sehbehindertengerecht zu gestalten. Mit seiner Hilfe könnten wir die Seiten so programmieren, dass er uns sogar immer wieder bei Seminaren und Tagungen als leuchtendes Beispiel für behindertengerechte Webseiten nannte und dies per Livesuche mit Hilfe seiner elektronischen Braillezeile belegte.

Monopole

Schweren Herzens verabschieden wir uns nach 20 Jahren von unserem Baby und hoffen, dass Google anderen kleinen Suchmaschinen ein winziges Stück vom Kuchen abgibt.